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Fragen und Antworten zum Thema "AKW Gundremmingen"

 

Frage: Warum überhaupt das Thema Atom weiter verfolgen, wo doch jetzt der Ausstieg beschlossen wurde?

 

Antwort: 2011 wurde unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe von Fukushima vom Deutschen Bundestag wieder einmal der „Atomausstieg“ beschlossen. Der Beschluss wurde getragen von der schwarz/gelben Regierungstruppe und der rot/grünen „Opposition“. In der Folge wurden damit dann 8 ältere Atomkraftwerke tatsächlich abgeschaltet.

Aber es laufen noch immer 9 Reaktoren weiter! Darunter auch die beiden gefährlichsten Reaktoren, nämlich die Siedewasserreaktoren von Gundremmingen (Reaktor B und C). Dieser Reaktortyp entspricht dem in Fukushima. Das Kraftwerk liegt nur 39 km von Augsburg entfernt! Mit dem angeblichen Atomausstiegsbeschluss wurde die verbleibende Laufzeit für Gundremmingen auf 2017 bzw. 2021 festgesetzt.

Solange bleibt also das Risiko einer atomaren Katastrophe für Augsburg weiter bestehen. Rechnet man noch die fünfjährige Abklingzeit der Brennelemente dazu, müssen wir mit weiteren 14 Jahren Bedrohung rechnen! Das Risiko trägt ausschließlich die Bevölkerung, denn die AKW-Betreiber sind nicht Haftpflicht versichert! Die Betreiber fahren lediglich die Gewinne ein: 1Mio € je Kraftwerk und Tag! Dieses Risiko dürfen wir nicht unwidersprochen einfach weiter hinnehmen.

 

Frage: Bei uns kann doch eine Katastrophe wie in Fukushima eigentlich gar nicht passieren, oder: hier gibt’s doch keine Flutwellen und Erdbeben?
 

Antwort: Damit es in einem Atomkraftwerk zu einem radioaktiven Unfall bis hin zum GAU kommt, bedarf es keiner solchen Umwelt-Katastrophe. Ein einfaches Gewitter reicht aus: werden während des Gewitters die abgehenden Hochspannungstrassen durch Blitzschlag oder feuchtigkeitsbedingte Lichtbögen beschädigt, oder müssen sie sicherheitshalber abgeschaltet werden, kann das AKW die im Reaktor anfallende Energie nicht mehr abführen.

Deshalb muss mit dem Reaktor eine so genannte Schnellabschaltung durchgeführt werden. Dieses Verfahren ist gerade bei Siedewasserreaktoren äußerst kritisch. Kommen dann noch Schlamperei und menschliches oder technisches Versagen hinzu, kann es bis zum GAU kommen! Genau dieses Szenario ereignete sich am 13. Januar 1977 in Gundremmingen im damals noch aktiven Reaktor A. Der Reaktor wurde dabei völlig zerstört und war danach nicht mehr wirtschaftlich wieder herzustellen.

Er wird seither abgetragen (die Arbeiten laufen immer noch!). Letztlich verdanken wir es nur dem Zufall, dass sich damals nicht auch größere Explosionen ereigneten, die eine radioaktive Verseuchung der Region mit sich gebracht hätten.

 

Frage: Wie hoch ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit für einen Gau in einem Deutschen Atomkraftwerk?
 

Antwort: Wissenschaftler des Mainzer Max-Planck-Institutes für Chemie haben im Mai 2012 eine Studie veröffentlicht, der zufolge es weltweit alle 10-20 Jahre zu einer nuklearen Katastrophe vom Ausmaß Tschernobyls kommen wird. Dies ist etwa 200mal häufiger, als in bisherigen Schätzungen immer wieder verlautbart wurde. Damit träfe es West-Europa und damit auch Deutschland alle 50 Jahre mit einem GAU, bei dem es zur Kontamination mit Cäsium 137 von mehr als 40 Kilobecquerel je Quadratmeter kommen soll.

Dies ist der Grenzwert, ab dem die internationale Atombehörde IAEA von einer radioaktiven Kontamination spricht. Nachdem mit der Ausbreitung des radioaktiven Niederschlags über tausende Kilometer zu rechnen sei, könne man hier nicht von nationalstaatlichen Problemen sprechen: hier müsse international die Nutzung der Atomkraft auf den Prüfstand. Insbesondere fordern die Forscher die Abschaltung französischer Kernreaktoren.

 

Frage: Wenn wir jetzt alle Atomkraftwerke abschalten, müssen wir dann nicht Strom aus den Nachbarländern zukaufen, womöglich geliefert von den dortigen AKWs?
 

Antwort: In 2011 wurden nach der Fukushima-Katastrophe 8 ältere Reaktoren in Deutschland abgeschaltet. Trotzdem hat Deutschland in 2011 netto noch diejenige Menge an Strom exportiert, die in zwei AKWs übers Jahr produziert wird. Dass wir Strom aus dem Ausland beziehen müssen, stimmt also nicht. Lediglich bedingt durch den Stromhandel findet phasenweise ein Stromfluss vom Ausland zu uns statt.

Aber insgesamt überwiegt nach wie vor der Export! Auch an den Spitzenverbrauchstagen im Februar 2012 war immer genügend inländische Kraftwerkskapazität vorhanden. Der durch die Medien hochgespielte „Beinahezusammenbruch“ des Stromnetzes resultierte - wie die Deutschen Netzagentur im Nachhinein bekannt gab - lediglich auf profitorientiertem „Zocken“ der Stromhändler!

 

Frage: Brauchen wir die verbliebenen Atomkraftwerke nicht als Brückentechnologie, bis genügend regenerative Energie zur Verfügung steht?
 

Antwort: Atomkraftwerke sind Grundlastkraftwerke, da sie sich nur relativ langsam und auch nur im oberen Lastdrittel regeln lassen. Insofern sind genau diese Kraftwerke am wenigsten geeignet, potentielle kurzfristige Versorgungslücken bei den regenerativen Kraftwerken auszugleichen. Darüber hinaus schaffen sie mit dem weiterhin anfallenden radioaktiven Müll nur neue Probleme.

Hier sei nur die Räumung des Atommülllagers Asse erwähnt mit seinen 126.000 Fässern strahlendem Müll. Die Räumung des inzwischen als ungeeignet erkannten Bergwerks wird den Steuerzahler 4-6 Milliarden Euro kosten! Nachdem es weltweit noch kein Endlager für den Müll gibt, lagert der strahlende Dreck zunehmend in Castorbehältern in „Zwischenlager“ bei den AKWs. In Gundremmingen lagern derzeit z.B. 34 Castoren. Jeder dieser Behälter enthält mehr radioaktives Inventar, als bei der Tschernobyl-Katastrophe insgesamt freigesetzt wurde.

 

Frage: Die Politiker beklagen, dass derzeit die Energiewende nicht vorankommt, weil tausende Kilometer an Höchstspannungsleitungen in der Bundesrepublik fehlen würden. Stimmt das?

 

Antwort: Die tausende Kilometer an Höchstspannungsleitungen, die angeblich benötigt werden Windkraftstrom von Offshore-Anlagen vor der Küste bis nach Süddeutschland zu transportieren, dienen nur einem Zweck: sie sollen den großen Energiekonzernen zukünftig die Durchleitung großer Strommengen ins Ausland ermöglichen. Ein nachhaltiges Energieversorgungssystem ist vielmehr kleinräumig, regional organisiert.

Die Energie für eine Region wird auch dort erzeugt! Dafür müssen keine Hochspannungsautobahnen gebaut, aber natürlich gerade auch in Bayern die Windkraftkapazitäten deutlich ausgeweitet werden. Aber auch regionale Speicherkapazitäten für kurz und langfristige Stromspeicherung sind hierfür in großem Stiel einzurichten.

Am besten jeweils direkt bei den Anlagen der regenerativen Stromerzeugung. Gleichzeitig müssen die regionalen Stromnetze intelligenter werden: Die Netzbetreiber müssen den Abnehmern mitteilen, wann sie günstiger Weise Strom verbrauchen sollen und wann eher nicht. Viele Prozesse in der Industrie aber auch im Haushalt können auf diese Weise dann laufen, wenn genügend Strom produziert wird.

 

Frage: Kann Strom aus Sonne und Wind die Atomkraftlücke überhaupt füllen, weil sie ja nicht immer scheint bzw. er nicht immer bläst?

 

Antwort: nachdem der Anteil der regenerativen Stromerzeugungsanlagen sehr schnell wächst, wird dadurch ein sehr hoher Sicherheitspuffer an installierter Kraftwerksleistung zur Verfügung gestellt. Dann reicht der Strom auch, wenn sich Wolken vor die Sonne schieben.

Im Übrigen ist die Erfahrung der zurückliegenden Jahre, dass gerade in der Mittagszeit wo der Verbrauch am höchsten ist, auch das Angebot an Sonnenstrom sein Maximum erreicht. Häufig produzieren die Photovoltaikanlagen soviel Strom, dass konventionelle Kraftwerke gedrosselt und Spitzenlastkraftwerke erst gar nicht zugeschaltet werden müssen. Dies führt sogar regelmäßig zu Strompreis-Absenkungen an der Strombörse!

Damit das System aber auf lange Sicht zuverlässig funktioniert, ist jedoch der Bau von dezentralen Stromspeichern unerlässlich. Nur so kann verhindert werden, dass regenerativ Strom erzeugende Anlagen bei guten Erträgen heruntergeregelt werden müssen und Sonnen-/Wind-Strom einfach „vermüllt“ wird. Statt dessen sollten die Anlagen auf Dauer nur einen Teil der verfügbaren Augenblicksleistung ans Netz abgeben und den darüber hinaus erzeugten Stromanteil vor Ort speichern.

In Zeiten geringer Erzeugung (Nacht/Windflaute) wird dann der Strom aus den Speichern ins Netz eingespeist. Auf diese Weise kann eine Anlage unabhängig von Tageszeit und/oder Sonneneinstrahlung/Wind eine durchgehend konstant hohe Menge Strom ins öffentliche Netz einspeisen.

 

Frage: Wie kann man den Sonnen- oder Windstrom speichern?

 

Antwort: Die Speicherung erfolgt derzeit noch als Strom in Akkus (elektrische Ladung) oder in Form von Lageenergie durch den Betrieb von Pumpspeichern. Diese Speichermethode eignet sich vor allem für die kurzfristige Speicherung, also z.B. zum Ausgleich von tageszeitlichen Schwankungen bei Sonneneinstrahlung oder Wind. Ein ganz anderer Ansatz bietet die Stromspeicherung mit Hilfe von Methan: überschüssiger Solarstrom wird dabei zur Elekrolyse von Wasser eingesetzt.

Der dabei gewonnene Wasserstoff wird dann aber nicht in dieser Form gespeichert, da dies hohe Drücke und niedrige Temperaturen erfordert. Außerdem ist Wasserstoff höchst flüchtig, explosiv und aggressiv zu den Installationen. Deshalb wird der Wasserstoff in einem zweiten Schritt unter Verwendung von Luft-CO2 oder in Kraftwerken abgeschiedenem CO2 zu Methan umgewandelt.

Dieses Gas kann dann zur Lagerung in das bereits vorhandene flächendeckende Erdgasnetz eingespeist werden. Im Bedarfsfall kann man dann in kleinen Gas-Block(-heiz)- kraftwerken Strom aus dem Gas gewinnen. Das Gas kann aber auch zum Heizen oder Autofahren verwendet werden. Im Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung Baden-Würtemberg (ZSW) läuft bereits seit 2009 erfolgreich eine Versuchsanlage. Im Sommer 2012 soll eine Pilotanlage mit einer Tagesleistung von 300 Kubikmetern Methan in Betrieb genommen werden.

Für das Jahr 2013 hat die Audi AG (sic!) eine Anlage in industriellem Maßstab angekündigt. Nachdem es in der Bundesrepublik insgesamt 44 (Stand 2006) Untergrundspeicher (Kavernen) für Erdgas mit einer Gesamtkapazität von ca. 19 Milliarden Kubikmeter gibt, eignet sich diese Speichertechnologie besonders für die längerfristige Speicherung (Ausgleich von Jahreszeitlichen Schwankungen).

 

Frage: Steigt nicht ohne die Atomkraftwerke der CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung drastisch an?

 

Antwort: Die großen Energiekonzerne haben vor der Abschaltung der AKWs in 2011 gewarnt, dass nun der CO2 Ausstoß drastisch zunehmen würde. Trotz der Abschaltung von 8 der 17 deutschen AKWs hat jedoch im Jahr 2011 der CO2 Ausstoß sogar um 0,5% abgenommen! Dies liegt vor allem an der Tatsache, dass in Deutschland die regenerativen Energieformen inzwischen schon einen Anteil von 20% an der gesamten Stromproduktion besitzen.

So wurden alleine in 2011 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 7 GWpeak neu installiert. Wenn man das mit der installierten Leistung eines der Reaktoren von Gundremmingen mit gerade mal 1,3 GW vergleicht, bekommt man ein Gefühl für die Power, die in den regenerativen Energiequellen steckt.

 

Frage: Stimmt es, dass in Japan zur Zeit kein einziger Reaktor mehr am Netz hängt?

 

Antwort: Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima wurden in Japan nach und nach alle 54 Atomreaktoren des Landes vom Netz genommen. Zum Teil wurden sie zwar nur wegen routinemäßiger Revisionsarbeiten abgeschaltet, aber die Bevölkerung verhinderte durch massiven politischen Druck, dass die für die Betriebserlaubnis zuständigen regionalen Behörden die Anlagen wieder ans Stromnetz gelassen hätten.

Ab dem 5. Mai 2012, an dem das letzte AKW abgeschaltet wurde, lief in ganz Japan kein einziges Atomkraftwerk mehr! Das war bitter für die Japanische Handelsbilanz, da Japan nun 30% des Stromverbrauchs aus anderen Quellen decken musste und hierfür in großen Mengen Öl und Gas importierte. Die vorhandenen alternativen Kraftwerkskapazitäten reichten aber aus um den laufenden Strombedarf zu decken.

In Deutschland liegt der Anteil des Atomstroms am Gesamtstromverbrauch in 2011 lediglich bei 17,7% (gegenüber 22,4% in 2010, wegen Abschaltung von 8 AKWs zur Jahresmitte 2011)! Am 5. Juli 2012 entschied die Japanische Regierung trotz massiver Proteste der Bevölkerung (150.000 Menschen gingen in Tokio auf die Straße) den Reaktor 3 des Kernkraftwerks Oi wieder in Betrieb zu nehmen. Angeblich um die drohende sommerliche Strom- Versorgungslücke in der Industrieregion Osaka aufzufangen. Weitere Inbetriebnahmen sind angekündigt!

Am 13 September 2012 gibt die japanische Regierung bekannt dass zukünftig keine neuen Atomkraftwerke mehr gebaut werden sollen und man nach und nach aus der Atomkraft aussteigen wolle: die als sicher eingestuften Atomkraftwerke dürften demzufolge jeweils noch solange weiterbetrieben werden, bis sie eine Laufzeit von 40 Jahren erreichen. Außerdem wolle man Strom sparen: bis 2030 10% gegenüber dem Stand von 2010.

 

Frage: Was kann den schon ein Bürgerantrag hier in Augsburg gegen die Atomlobby bewirken?

 

Antwort: Die ÖDP setzt sich seit ihrer Gründung für den sofortigen Stopp der Kernenergienutzung ein. Seither ist in dieser Frage viel erreicht worden. Durch die Drohung mit einem Volksbegehren hat die ÖDP z.B. den damaligen Ministerpräsident Stoiber dazu gebracht, die Vorbehaltsflächen für fünf neue Atomkraftwerke aus dem Bayerischen Landesentwicklungsplan zu streichen.

Im Zusammenhang mit dem jetzt geltenden „Ausstiegsbeschluss“ kann von Ausstieg keine Rede sein. Das Atomrisiko soll weitere zehn Jahre fortbestehen. Zudem unternehmen die Atomkonzerne derzeit alles, um ihre im letzten Jahr abgeschalteten Anlagen wieder in Betrieb nehmen zu dürfen (Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht, Lobbyarbeit, Pressekampagnen zur Energiewende etc.).

Wir müssen daher den Druck auf die Landes- und Bundesregierung erhöhen, um den Ausstieg doch noch zeitnah und dauerhaft umgesetzt zu bekommen. Hierzu werden wir alle uns zur Verfügung stehenden demokratischen Mittel nutzen. Und es ist in einem Jahr vor einer Bundes- und einer Landtagswahl durchaus eine Möglichkeit, über einen Bürgerantrag die verschiedenen regierungstragenden Parteien zu zwingen, Farbe zu bekennen. Wir werden diesen Antrag sobald er in Augsburg erfolgreich eingereicht wurde auch in anderen Gemeinden der Region auf den Weg bringen. Damit wird dieses Thema flächendeckend zum Wahlkampfthema.

Weitere Informationen zum Thema im Internet:

 

Wie können Sie die ÖDP bei ihrem Kampf gegen das Atomrisiko unterstützen:

 

  • Laden Sie sich die Unterschriftenliste zum Bürgerantrag aus dem Internet herunter www.oedp-augsburg.de und sammeln Sie Unterstützungsunterschriften dafür. WICHTIG: beachten Sie dabei unbedingt die Hinweise, die Sie ebenfalls im Internet finden
  • Sie können die Unterstützungslisten zum Bürgerantrag natürlich auch per Post bestellen unter: ÖDP Augsburg Stadt, Postfach 10 22 23, 86012 Augsburg oder telefonisch unter: 0821/2291591
  • Sie können die Arbeit der Augsburger ÖDP aber auch durch eine Spende unterstützen. Bedenken Sie dabei, dass eine Spende an eine politische Partei steuerlich absetzbar ist. Mit Ihrer Steuererklärung bekommen Sie bis zur Gesamtspende von 1.650 € (bei Verheirateten gemeinsam bis 3.300 €) 50 % der Spende vom Finanzamt zurückerstattet (§ 34 g EStG.)