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Pressemitteilung

ÖDP-Stadtrat fordert Sondersitzung des Stadtrates zum öffentlichen Nahverkehr

Bei seiner Einführung im Oktober 1990 noch als Riesensensation gefeiert, wird der Fünf-Minuten-Takt bei den Augsburger Verkehrsbetrieben seit Jahren mehr und mehr verwässert. Zuletzt durch die Einführung des sogenannten dynamischen Taktes, der von der Fahrzeugauslastung abhängig macht, mit welcher Taktdichte die nachfolgenden Trams und Busse ankommen. Nicht zuletzt auch durch einen erheblichen Krankenstand beim Personal und Baustellen im Stadtgebiet erfolgten aktuell weitere Einschnitte ins ÖPNV-Netz. Dies wird auch von auswärtigen Beobachtern wie z.B. dem renommierten „Strassenbahn Magazin“ so gesehen: so beschreibt Redakteur Philipp Krammer in der letzten Oktoberausgabe in seinem Artikel mit dem vielsagenden Titel „Taktisch gekürzt“ wie und durch welche Maßnahmen das Augsburger Nahverkehrsangebot immer weiter eingedampft wurde. Er bezeichnet den Vorgang als „Schleichende Fahrplaneinschränkungen“.

Auch ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger beobachtet diese Tendenz seit Jahren mit Sorge: „Man fragt sich, wie der Fünf-Minuten-Takt in der Anfangszeit seiner Einführung realisiert werden konnte und was sich seither so stark verändert hat, dass die Stadtwerke jetzt systematisch versuchen aus diesem Takt auszusteigen. Dort weniger Fahrzeuge in schlechterer Taktung einzusetzen, wo weniger Fahrgäste unterwegs sind, ist aber genau die falsche Vorgehensweise: damit sparen sich die Stadtwerke zwar Personal und Material, vergraulen aber auch noch die wenigen verbliebenen Fahrgäste. Insbesondere bei den Umstiegs-Zeiten von der Tram auf die Busse in die Stadtteile entstehen in jüngerer Zeit immer größere Wartezeiten. Es macht vor allem nachts bei kaltem oder regnerischem Wetter keinen Spaß an schlecht beleuchteten Haltestellen über 20 Minuten auf den Anschlussbus zu warten. Wenn dann noch gleichzeitig die Fahrpreise laufend und kräftig erhöht werden, drückt das weiter auf die Fahrgastzahlen. Daran ändert auch die medienwirksame eingeführte kostenlose Innenstadtzone nichts, die letztlich für niemanden eine Verbesserung bringt; allenfalls sogar noch dafür sorgt, dass PKW-Nutzer jetzt am Innenstadtrand nach kostenlosen Parkplätzen suchen, um dann mit der Tram kostenlos ins Zentrum zu fahren. Allein dieser Geniestreich kostet die Stadt Augsburg Jahr für Jahr 800.000 Euro.“
Es werde höchste Zeit, dass sich der Augsburger Stadtrat mit der unzureichenden Situation im Nahverkehr auseinandersetze, so Pettinger: „Jetzt soll das deutschlandweite 49,-€ Anfang Mai eingeführt werden und wir stehen hier in Augsburg vor einem Scherbenhaufen im ÖPNV.“ Sowohl Stadtwerke als auch Wirtschaftsreferent Dr. Hübschle überböten sich gegenseitig mit Entschuldigungen, wie der Coronapandemie, dem hohen Krankenstand, der generellen Personalnot oder den anstehenden Großbaustellen im Augsburger Straßennetz. „Aber Fakt ist, dass der Fünf-Minuten-Takt in dem nach wie vor gültigen Betrauungsakt steht, den der Stadtrat Augsburg den Stadtwerken als Basis des Betriebs auferlegt hat. Und auf der anderen Seite stehen sich die Fahrgäste an den Haltestellen die Füße platt.“ Pettinger hat deshalb zur letzten Stadtratssitzung den Antrag gestellt, das Thema Nahverkehrsangebot zur Chefsache zu machen. Er fordert das Thema Nahverkehr im Rahmen einer Sondersitzung des Stadtrates unter Leitung von Oberbürgermeisterin Weber systematisch aufzuarbeiten und für zeitnahe Lösungen zu sorgen.
„Der Stadtrat muss endlich wieder die Prioritäten klarstellen. Was wurde bestellt bei den Stadtwerken, was wird derzeit abgeliefert und was brauchen wir in Zukunft? Verlässlichkeit und Attraktivität für die Fahrgäste muss wieder oberste Prämisse bei allen Entscheidungen sein. Nur mit einem engmaschigen, berechenbaren Nahverkehrsnetz kann man KundInnen binden oder neu hinzugewinnen“, so Pettinger.

 

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