Pressemitteilung
Geplante Linienführung der Straßenbahnlinien 3 und 5 aus dem Bahnhofstunnel nach Westen
In der Ratssitzung am kommenden Donnerstag soll der Augsburger Stadtrat sich nunmehr auf die endgültige Variante der Linienführung für die Anbindung der Straßenbahnlinien 3 und 5 aus dem Hauptbahnhoftunnel nach Pfersee bzw. zum Uni-Klinikum einigen. In der Beschlussvorlage wurde durch die Verwaltung die letzte verbliebene Variante von ursprünglich 33 angegeben: die sogenannte Flügelungsvariante: dies meint die Teilung der Straßenbahntrasse in eine stadtauswärts gerichtete, eingleisige Teilstrecke vom Tunnelportal West über die südliche Rosenaustraße bis zur Pferseer Straße und dort Richtung Luitpoldbrücke mit dem Schwenk der Linie 5 nach Norden in die Holzbachstraße und weiter zur Ackermannstraße. Auf dem Weg stadteinwärts aus der Holzbachstraße kommend gerade aus bzw. für die 3er über die Luitpoldbrücke nach rechts in die Perzheimstraße und dort links über die Hörbrotstraße zum Tunneleingang am Hauptbahnhof.
"Für mich als Stadtrat war es völlig intransparent, wie und warum die Stadtwerke und die Verwaltung sich auf die nun vorgeschlagene Variante verständigt haben," bemängelt ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger. "Ich habe erst am vergangenen Dienstag von Stadtwerkegeschäftsführer Herrn Dr. Casazza erfahren, dass am Ende noch zwei Varianten im Rennen waren." Und erst am Donnerstag sei von der Verwaltung eine Gegenüberstellung der zwei letzten diskutierten Varianten per Mail an die Stadträte verschickt worden. So habe man dieser Gegenüberstellung entnehmen können, dass die zweite Variante die direkte Anbindung der Linie 3 vom Tunnelportal über die südliche Rosenaustraße an die bisherige Strecke durch die Pferseer Straße beinhaltet habe und die Linie 5 dann einfach gerade aus durch die nördliche Rosenaustraße weitergeführt werden sollte bis zur Ackermannstraße.
"Mit der Gegenüberstellung sollte wohl den StadträtInnen die Begründung für die Auswahl der Flügelungsvariante als Vorzugsvariante geliefert werden", so Pettinger. "Allerdings ergeben sich für mich aus dem Papier genau die gegenteiligen Schlüsse." So seien die Baukosten für die Flügelungsvariante und vor allem auch die späteren Betriebskosten deutlich höher. Auch die Fahrzeit auf der Flügelungsvariante sei länger, da hier durch die vielen Kurven langsam gefahren werden müsse, die zu fahrende Strecke sei länger und außerdem eine zusätzliche Station für die Linie 5 in der Holzbachstraße bei der Luitpoldbrücke eingebaut. Bei der Flügelungsvariante müssten die Fahrgäste durch die lange Dauer der Planfeststellung und durch zu erwartende Gerichtsprozesse wohl noch bis lange nach der Fertigstellung des Bahnhoftunnels auf eine Anbindung der Tram im Westen warten. Das gelte dann auch für die Linie 3. Bei der Rosenauversion hingegen bestünde für die Dreier Straßenbahn bereits heute Baurecht. "Damit könnten wir schon heute die Gleise verlegen und sobald der Tunnel fertig ist die Gleise in der Pferseer Unterführung und den dann überflüssigen Bahnsteig der jetzigen Station 'Rosenaustraße' rückbauen", meint Pettinger. So würde der Unfallschwerpunkt der Pferseer Unterführung endlich entschärft.
In der Beschlussvorlage für den Stadtrat wird angeführt, dass die Flügelungsvariante durch den Bürgerworkshop "Go West" entwickelt worden wäre, was - so Pettinger -wohl suggerieren solle, dass die Flügelungsvariante von den Bürgern bevorzugt würde. Dies sei aber nicht der Fall: im Verlauf des Workshops sei vielmehr seitens des Tiefbauamtes die Variante Rosenaustraße als nicht durchführbar gebrandmarkt worden, da ein unter der Rosenaustraße liegender Abwasserkanal mit hohem finanziellem Aufwand saniert werden müsse, wenn hier die Straßenbahn fahren sollte. Deshalb habe man damals dann im Bürgerworkshop nach einer Alternative gesucht. Der Abwasserkanal in der nördlichen Rosenaustraße müsse wegen der potenziellen Belastung durch die Straßenbahn wohl ertüchtigt werden. Diese Arbeiten stünden allerdings mittelfristig sowieso ins Haus, da der Kanal generell sanierungsbedürftig sei. Im Übrigen wäre man ursprünglich davon ausgegangen, dass die Stadt die Gesamtkosten für die Kanalsanierung allein tragen müsse, inzwischen gelte jedoch als gesichert, dass hier auch Fördermittel einzuwerben seien, nicht zuletzt auch aufgrund des Straßenbahnbaus. "Wenn man also jetzt mit der Kanalsanierung beginnt, kann nach Abschluss der Planfeststellung gleich mit dem Bau der Linie 5 in der Rosenaustraße Nord begonnen werden", argumentiert Pettinger.
Zu guter Letzt attestiere die Unterlage der SWA der Flügelungsvariante eine bessere städtebauliche und grünordnerische Zielerreichung im Hinblick auf den Bürgerworkshop "Go West". Diese Argumentation sei für ihn in keiner Weise nachvollziehbar. Beide Varianten würden in den Straßen- und Grünraum eingreifen. Insofern könne er hier kein "besser" oder "schlechter" festmachen, so Pettinger.
In einem Antrag an Oberbürgermeisterin Weber plädiert Pettinger deshalb nun für den Austausch der Varianten in der Beschlussvorlage für die Stadtratssitzung am kommenden Donnerstag. "Ich will erreichen, dass die BürgerInnen die langfristig besser Variante der Linienführung bekommen und nicht mit Scheinlösungen abgespeist werden."